Nährstoffkreislauf im Tropischen Regenwald

Der Nährstoffkreislauf des tropischen Regenwaldes kommt fast völlig ohne den Boden aus, der – wie bereits besprochen wurde – aufgrund seines Zweischichttonmaterialanteils unfruchtbar ist und den Pflanzen im Regenwald keine Nährstoffe und Mineralien liefern kann.

Vielmehr baut er auf dem Boden auf und fast alle Vorgänge spielen sich über dem Boden ab, nur eine dünne Humusschicht kann einige Nährstoffe liefern. Bei dem Nährstoffkreislauf im tropischen Regenwald handelt es sich um einen geschlossenen Kreislauf, d. h. die Pflanzen verwittern, geben also verbrauchte Materialien ab und können sie direkt wieder aufnehmen.

Eine schnelle Nährstoffquelle erhalten die Pflanzen mit den Mykorrhizen, Bodenpilze, die sich im oberflächennahen Wurzelgeflecht befinden und den Pflanzen Assimilate (Produkte der Fotosynthese) entziehen. Weiterhin zersetzen sie sehr schnell die im Wald anfallende Laubstreu, Tierexkremente und andere organische Abfälle. Durch den Regen werden diese Materialien ins Wurzelgeflecht der Bäume gespült, wo die Mykorrhizen sie zersetzen. Diese produzieren dabei Nährstoffe (Mineralsalze) und Wasser, welche(s) sie an die Pflanzen zurückgeben. Zwischen Mykorrhizen und Bäumen findet also ein wechselseitiger Stoffaustausch, was ein wesentliches Merkmal für den Nährstoffkreislauf darstellt.

Auch Sonnenlicht und Wasser (in Form von Regen) sind für die Flora des tropischen Regenwalds enorm wichtig. Aufgrund der klimatischen Bedingungen stellen diese Faktoren jedoch kein Problem dar, da an allen Tagen im Jahr eine fast gleichmäßig hohe Sonneneinstrahlung herrscht und sich neben heftigen Regenschauern am Nachmittag auch sonst ein hohes Feuchtklima durchsetzt. Trockenzeiten oder Kältemonate, die den Regenwaldpflanzen Probleme bereiten könnten, treten also nicht auf. Das immerfeuchte Regenwaldklima ist darauf zurückzuführen, dass die Pflanzen die Flüssigkeit aufnehmen und wenig später wieder verdunsten lassen – ein weiterer Kreislauf im großen Ökosystem.

Neben Nährstoffen, CO2 (dieses beziehen sie über die Luft), Sonnenlicht und Regen brauchen Pflanzen zum Überleben auch Stickstoffe. Diese filtern die sogenannten Knötchenbakterien, die sich ebenfalls im Wurzelgeflecht befinden, aus der Luft heraus. Weiterhin sehr nährstoffreich ist das Tropfwasser, das in den Baumkronen vorkommt. Dies liegt nicht nur daran, dass die Blätter eine ähnliche Filterfunktion haben wie die Wurzeln, sondern hauptsächlich an der „Wasserspülungsfunktion“ des Regens, der die Exkremente der Tiere herunterwäscht. Durch die chemisch reichen Tropfwasser können beispielsweise zahlreiche Epiphyllen (=Pflanzen, die auf Blättern leben) wachsen, die wiederum Lebensraum für weitere Tiere und Pflanzen bieten.

Durch diesen geschlossen Nährstoffkreislauf hat der tropische Regenwald das ganze Jahr über ein derart üppiges Wachstum und eine riesige Artenvielfalt, wie sie in der Form weltweit einzigartig ist – vor allem, weil der Boden selbst im Grunde höchst unfruchtbar ist und nur etwa 20% der Nährstoffversorgung ausmacht.

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