In seiner Abhandlung „Von der Höflichkeit“ (1788-1860) thematisiert der bekannte Philosoph Arthur Schopenhauer die Höflichkeit, indem er sie definiert und ihre Notwendigkeit sowie ihre Bedeutung hinterfragt. Seiner Ansicht nach ist die Höflichkeit nur eine „stillschweigende Übereinkunft“ und dient dazu, seine eigenen Schwächen und die des anderen zu ignorieren.
Schopenhauer geht in seinem Text sehr chronologisch vor, indem er zunächst die These der stummen Übereinkunft aufstellt und diese im weiteren Verlauf anhand von zahlreichen Argumenten, Vergleichen und Erklärungen stützt. Seine Einstellung zum Thema legt er mit der von ihm aufgestellten Formel „Höflichkeit ist Klugheit; folglich ist Unhöflichkeit Dummheit“ schon zu Beginn klar dar. Als Mittel zum Zweck sieht er die Höflichkeit an, mit der man sich Menschen gefällig machen könne. Zudem trage die Höflichkeit zur Harmonie unter den Menschen bei, obwohl er ihr nicht nur die kluge, vernünftige Seite zuspricht. Denn eigentlich ist die Höflichkeit für ihn eine „falsche Münze“ oder „grinsende Maske“, d. h. sie ist eigentlich nur Fassade und verbirgt den wahren Charakter eines Menschen, dies allerdings immer zum Vorteil aller Beteiligten.
So kommt Schopenhauer letztendlich zu dem Schluss, dass die Umsetzung des Höflichseins zwar schwierig ist („Eine schwere Aufgabe ist freilich die Höflichkeit…“, „Höflichkeit mit Stolz zu vereinigen ist ein Meisterstück.“), ein entgegengesetztes Verhalten jedoch unklug und schlecht wäre.
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