Strukturwandel

Aufgabe: Erläutere den Begriff des Strukturwandels und stelle den gegenwärtigen Veränderungsprozess in einen größeren historischen Zusammenhang.

Strukturwandel bedeutet, dass sich die Verteilung einzelner Bereiche in der Wirtschaft, die Struktur, verschiebt oder verändert. Dieser Wandel kann sich sowohl sektoral vollziehen als auch intrasektoral. Diesen beiden Begriffen liegt die Drei-Sektoren-Hypothese zugrunde, nach der die Gesamtwirtschaft eines Staates in drei Sektoren aufgeteilt wird: den primären Sektor (Land-/Forstwirtschaft, Fischerei), den sekundären Sektor (Bergbau, Handwerk, Industrie) und den tertiären Sektor (Dienstleistungen wie Handel, Verkehr, Gastronomie, Bankwesen, Bildung u. private Haushalte). Je nach Entwicklungsstand des Staates stellen diese drei Sektoren jeweils einen großen oder kleinen Anteil dar. Bei unterentwickelten Volkswirtschaften dominiert beispielsweise der primäre Sektor mit Landwirtschaft (80 %). In der hochentwickelten Volkswirtschaft ist es der Dienstleistungssektor (tertiärer Sektor), der die führende Position einnimmt (60-70 %).

Zurück zum Strukturwandel. Wie bereits erwähnt kann dieser (inter-)sektoral und intrasektoral auftreten. Unter dem intersektoralen Strukturwandel versteht man die Veränderung des prozentualen Anteils eines jeden Sektors in der Gesamtwirtschaft, also gewissermaßen eine Sektorenverschiebung. War zu Zeiten der Industrialisierung (um 1800) noch der primäre Sektor mit 80 % dominierend (sek. Sektor: 15 %, tert. Sektor: 5 %), so verschob sich dieses Verhältnis im Laufe der Jahre und mit der zunehmenden Entwicklung von Maschinen (Produktivitätssteigerung in der Industrie und Landwirtschaft) und der damit zunehmenden Bedeutung des tertiären Sektors (frei gewordene Arbeitskräfte aus Sektor I und II müssen beschäftigt werden). Wie bereits erwähnt dominiert zur Zeit der Dienstleistungssektor und der primäre Sektor ist nur noch minimal (unter 5 %) vertreten ist.

Beim intrasektoralen Strukturwandel verschwinden oder verändern sich Teilbereiche eines Sektors. In einigen Ländern bildet sich beispielsweise die Landwirtschaft langsam zurück, weil andere Länder vergleichsweise billiger wirtschaften können und die landwirtschaftlichen Nutzflächen zum Teil schon ausgeschöpft sind. Verdrängte Bereiche oder Sektoren kommen wiederum anderen Sektoren zugute, in den meisten Fällen (auf die hochentwickelte Volkswirtschaft bezogen) dem tertiären Sektor.

Wenn man die heutige Wirtschaftslage unter dem Gesichtspunkt des Strukturwandels betrachtet, so ist zu sagen, dass sich einige Sektoren bzw. Teilbereiche stark verändern oder verschwinden (siehe Beispiel Landwirtschaft). Allerdings steht gesamte Wirtschaft vor einem noch größeren Problem: dem Rückgang (bzw. Ausbleiben) des Wirtschaftswachstums. Nach der Kondratieff-Theorie folgen einer Welle (Kondratieff), die etwa 50 Jahre dauert, eine neue. Dabei beinhaltet ein Kondratieff sowohl ein Wachstum (entstanden durch neue Basisinnovationen), als auch einen Rückgang des Wachstums. Dies ist allerdings nicht weiter schlimm, da lt. Kondratieff einem solchen Tief gleich wieder ein Wachstum folgt. Das heutige Problem ist jedoch, dass keine neuen Basisinnovationen mehr erwartet werden, wodurch folglich auch kein neues Wachstum zu erwarten ist. Das Ausbleiben dieser Basisinnovationen macht sich besonders auf dem sog. vierten Sektor, dem Informationssektor, bemerkbar. Da also keine weiteren Basisinnovationen erwartet werden, muss der fünfte (also der nächste) Kondratieff anderweitig zustande kommen. Experten vermuten, dass der fünfte Kondratieff ein „Reparatur-Kondratieff“ sein wird, in dem sich die Industrie und die IT-Technologie damit beschäftigt, die Umwelt der Erde wiederherzustellen und zu schützen. Zusätzlich sollen auf dem medizinischen Sektor psychische Störungen des Menschen behandelt werden, die die Hauptursache für das Fernbleiben neuer Erfindungen sind. Erst dann können die Beschäftigten wieder produktiver arbeiten und ein Wirtschaftswachstum, also der Beginn eines „echten“ fünften (bzw. sechsten) Kondratieffs wird möglich sein.

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