Stellungnahme: „Arme Kleinbauern bedrohen den Regenwald“

In dem Text „Arme Kleinbauern bedrohen den Regenwald„, der 1996 in der F.A.Z. erschienen ist, wird behauptet, dass die Hälfte der derzeitigen Regenwaldbestände, also etwa 1 Milliarde Hektar, allein von den Kleinbauern in den Entwicklungsländern vernichtet werden könnte. Der restliche Teil der Bestände sei ebenfalls gefährdet, und zwar durch die profitorientierten Großbetriebe, die den Regenwald wegen seiner seltenen und daher wertvollen tropischen Edelhölzer vernichten.

Die Brandrodung einzelner Flächen durch Kleinbauern stellte eigentlich nie ein Problem dar, weil dem Regenwald nach der Rodung und anschließenden zwei- bis dreijährigen Kultivierung wieder Zeit zum Regenerieren gelassen wurde (bis zu 16 Jahre). Diese Regenerationszeit wird seit einigen Jahren jedoch erheblich verkürzt, da die Bevölkerung stetig zunimmt und somit auch der Nahrungsmittelbedarf steigt. Daher ist es den mehr als 350 Millionen Menschen, deren Existenzgrundlage der tropische Regenwald ist, relativ egal, was mit dem ökologischen Gleichgewicht geschieht. Der Vorsitzende der Beratungsgruppe für internationale Agrarforschung bei den Vereinten Nationen, Ismail Serageldin, sieht die Ursachen der Regenwaldzerstörung zum einen in der Armut und im Bevölkerungswachstum, zum anderen aber auch im schlechten Umgang mit natürlichen Ressourcen und „völlig verfehlter Waldwirtschaft“. Letzteres trifft sowohl auf die Kleinbauern, als auch auf die Großindustriellen zu, mit dem Unterschied, dass sich die großen Unternehmen über ihr unökologisches Vorgehen im Klaren sind.
Nach Meinung der o. g. Beratungsgruppe könne die Zerstörung noch aufgehalten werden. Hauptvoraussetzung sei jedoch, dass zunächst die „Eliten“ (also die einflussreichen Großbetriebe) eigene Interessen zurückstellen und zur Erhaltung des Regenwaldes beitragen.
In bezug auf die Kleinbauern macht die Gruppe den Vorschlag, landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Methoden zu verbinden, indem sog. „Aschenbrödel-Bäume“ verwendet werden, die schnell nachwachsen und viele Früchte tragen. Weiterhin sollen natürlich vorkommende Früchte kommerziell genutzt werden.

Meiner Meinung nach wurde die ökologische und wirtschaftliche Situation in den Gebieten des tropischen Regenwalds von der UN-Beratungsgruppe richtig eingeschätzt. Zumindest sind die Hauptprobleme der dort lebenden Kleinbauern erkannt worden und auch die Forderung, die Großindustriellen müssten eigene Interessen zurückstellen, finde ich persönlich für angebracht. Jedoch wird der Abbau von Edelhölzern im tropischen Regenwald nicht abnehmen, solange noch die Nachfrage besteht. Erst wenn diese auf ein solches Minimum herabgesunken ist, welches die Rodung durch die Holzarbeiter unrentabel macht, ist mit dem Ende dieser Waldnutzungsform zu rechnen.
Viel Unterstützung ist von den Industriestaaten dieser Erde erforderlich, um die Kleinbauern von der Notwendigkeit des Abschaffens ihrer traditionellen Landwirtschaftsmethode, der shifting cultivation, zu überzeugen. An ihre Stelle sollte, so finde ich, die Methode „Ecofarming“ treten, bei der die Kleinbauern auf subsistenzwirtschaftlicher Basis Feldbau, Holzwirtschaft und Viehzucht miteinander verbinden. Zusätzlich sollten natürlich vorkommende Nutzpflanzen des Regenwalds, wie die UN-Beratungsgruppe vorschlägt, agrarisch verwendet werden. Dazu zählen beispielsweise Buschmango, Pfirsichpalme und afrikanische Palme. Eine kommerzielle Nutzung von ebenfalls natürlich vorkommenden Nüssen, Baumharzen und Ölen sollte meiner Meinung nach jedoch erst dann erfolgen, wenn der die Abdeckung des persönlichen Nahrungsbedarfs gesichert ist. Probleme bei einer Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzungsform des tropischen Regenwalds werden sich wahrscheinlich einmal auf finanzieller Ebene ergeben, da eine Umstellung für die in Armut lebenden Bauern mit eigenen Mitteln sicherlich nicht zu bewältigen ist. Notwendig wären staatliche Subventionen oder internationale Fördergelder, wobei die innerstaatliche Förderung verlangen würde, dass die Großgrundbesitzer nicht weiter in dem Ausmaß unterstützt werden können, wie sie es derzeitig werden. Da diese jedoch einen zu großen Einfluss auf die Regierung ausüben und sich die Kleinbauern wegen mangelnder Bildung politisch nicht durchsetzen können, ist die Aussicht auf Subventionen durch die jeweiligen Regierungen, die ohnehin über nur wenig Geld verfügen, ziemlich aussichtslos.
Wenn jemand etwas für eine sinnvollere und umweltfreundlichere Nutzung des tropischen Regenwalds tun kann, dann sind ist es die Entwicklungshilfe der Industrienationen, die sich u. a. darauf konzentrieren sollte, den Kleinbauern zu zeigen (und zu helfen), wie sie eine selbstständige Wirtschaft aufbauen können.

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