Bonsai art (mini-sagas) – Bonsai-Kunst (Minisagas)

Bonsai-Kunst: Eine Geschichte mit fünf Worten zusammenfassen

Minisagas auszuprobieren kann Spaß machen. Warum sollte man auch nicht herausfinden, welche Freuden und Mühen es kostet, eine Geschichte mit exakt 50 Wörtern zu erzählen und dann auf den eigenen oder die Texte anderer Anfänger zu antworten?

1. EINE GESCHICHTE ENTWICKELN
Entscheide dich innerhalb deiner Gruppe für eine Minisaga. Lies zuerst leise für dich und beginne dann damit sie laut vorzulesen, während die Anderen mit ihren Kopien weitermachen.
Während du die Saga leise und laut liest, versuche in deinen Gedanken einige „Ablegergeschichten“ zu erzeugen. Dieses „In-den-Gedanken-eine-Geschichte-konstru-ieren“ wird Überleitungen zu deinen Erfahrungen herstellen.
Das kann etwas sein, das dir mal passiert ist, z. B. eine ähnliche Erfahrung oder einfach nur das Grundgerüst oder die Idee für eine Geschichte. Dein endgültiger Text muss aber auf jeden Fall von der Sorte „… und dann … und dann …., aber schließlich/plötzlich“ sein und zeigen, was Leute tun oder was ihnen widerfahren ist.
Bevor du damit beginnst deine eigene Geschichte zu schreiben, solltest du mithilfe der „Brainstorming“-Methode Ideen oder Themen für eine Minisaga sammeln, z. B. scheiternde Hochzeiten und Ehen, schreckliche Eltern und Kinder, unerwartete Besucher, plötzliche Todesfälle, sich lächerliche machende, wichtigtuerische Leute, ein unerwartetes, Happyend, deine Version eines Märchens oder eines Stücks/Schauspiels etc.

2. SCHREIBEN
Hier sind mehrere Methoden, eine Minisaga zu schreiben:

  • Eine gute Methode ist z. B., die Minisaga mit einem Partner zu schreiben.
  • Gebt euch ein Thema, dann nimmt sich jeder etwas Zeit um eine Geschichte mit 50 Wörtern zu schreiben.
    Dann sucht ihr gemeinsam nach Überschriften für die beiden Geschichten. Die Überschrift ist ein wichtiger Teil einer Geschichte dieser Länge.
    Ebenso könntest du aber auch die gesamte Geschichte zusammen mit deinem Partner schreiben.
  • Eine andere Möglichkeit ist, die Geschichte eines tollen Films oder Romans mit 50 Wörtern zusammenzufassen.
  • Weiterhin kannst du auch einen der Minisaga-Texte als Modell benutzen und das jeweilige Thema ändern.


3. HIER IST EINE CHECKLISTE ZUM SCHREIBEN EINER MINISAGA:

  • Habe ich wirklich vor, eine kleine Geschichte zu schreiben?
  • Hat meine Geschichte einen Anfang, einen Hauptteil und einen Schluss (ein Ende)?
  • Besteht meine Geschichte aus exakt 50 Wörtern? Ist die Überschrift nicht länger als 15 Wörter?
  • Drücke ich mit den gewählten Wörtern jeweils wirklich das aus, was ich damit sagen möchte? Kann mir mein Wörterbuch oder ein Thesaurus hierbei behilflich sein?
  • Ich muss meinen Text kürzen! Welche Wörter sind absolut notwendig and welche kann ich weglassen, ohne den Sinn der Geschichte zu verändern?
  • Kann das Layout meiner Minisaga eine Form (einen Umriss) auf der Seite bilden, der die Bedeutung unterstreicht?

LIKE MOTHER, LIKE SON
1955
Dear Mummy,
I hate this boarding school.
Food awful, prefects bully
me. Please take me home.
Love, David

Dear David,
Nonsense! Chin up.
Mother

1997
Dear David,
I hate this Home. Food
awful, nurses treat me like a
child. Fetch me immediately.
Mother

Dear Mother,
Nonsense! Chin up.
David

WIE DIE MUTTER, SO DER SOHN
1955
Liebe Mama,
Ich hasse dieses Internat.
Das Essen ist schrecklich, die Betreuer/Aufpasser schikanieren
mich. Bring mich bitte wieder nach Hause.
Herzliche Grüße, David

Lieber David,
Unsinn! Kopf hoch/halt die Ohren steif.
Mutter

1997
Lieber David,
Ich hasse dieses Heim. Das Essen
ist schrecklich, die Pflegerinnen behandeln mich wie ein
Kind. Hol mich sofort ab.
Mutter

Liebe Mutter,
Unsinn! Kopf hoch/halt die Ohren steif.
David

WAR AND PIECES
„Edge pieces first,“ he decrees.
All others are rounded up, segregated.
„Blues into blue pile, browns into the brown.
Do not mix them.“
My moves are restricted (a tree here,
a cloud there), while he attacks the castle.
I smuggle a piece into my pocket: the
revolution has begun.
KRIEG UND STEINE/SPIELFIGUREN/…
„Zuerst die Randsteine,“ entscheidet er.
Alle anderen werden zusammengelegt, getrennt.
„Blaue auf den blauen Stapel, braune auf den braunen.
Vermischt sie nicht.“
Meine Bewegungen sind eingeschränkt (ein Baum hier,
eine Wolke da), während er das Schloss angreift.
Ich schmuggle einen Stein in meine Tasche: die
Revolution hat begonnen.
TARGETS
Every night he pretended to shoot himself
in front of her. He enjoyed her pleas and
screams of terror as the blanks went off.
Time for change, she decided wearily,
swapping live bullets for the blanks.
Time for change, he decided jauntily;
tonight I will pretend to shoot the baby.
ZIELE
Jede Nacht gab er vor, sich vor ihr
zu erschießen. Er genoss ihre Bitten und
Angstschreie als die Platzpatronen losgingen.
Es wird Zeit, dass sich etwas ändert, beschloss sie erschöpft,
und tauschte die Platzpatronen gegen echte aus.
Es wird Zeit, dass sich etwas ändert, beschloss er unbekümmert;
heute Nacht werde ich vorgeben, das Baby zu erschießen.
TIT FOR TAT
They argued bitterly the night before. He had come
from the garage with oil on his shoes.
Distraught and at the end of her tether,
she plunged the bread knife into his
throat.
As she drove away from the house along
the cliff road she realized the brakes
weren’t working.
WIE DU MIR, SO ICH DIR
Letzte Nacht haben sie sich heftig gestritten. Er war
mit Öl an den Schuhen aus der Garage gekommen.
Vollkommen außer sich und mit ihren Nerven am Ende
stieß sie das Brotmesser in seine
Kehle.
Als sie von zuhause wegfuhr, die
Klippenstraße entlang, bemerkte sie, dass die
Bremsen nicht funktionierten
THE THOUSAND PIECES OF LOVE
Long ago one summer afternoon, a Neapolitan
ticket puncher looked down upon the snow of
paper fragments covering his shoes and
found them oddly beautiful.
A girl approached him, dressed all in
white. „Don’t I know you?“ she
asked. „What’s your name?“
He punched her ticket. „Rinaldo
Confetti,“ he replied.
DIE TAUSEND TEILE DER LIEBE
Vor langer Zeit an einem Sommerabend schaute
ein neapolitanischer Schaffner auf den Schnee
von Papierschnipseln, die seine Schuhe bedeckten,
und fand sie verdammt schön.
Ein ganz in weiß gekleidetes Mädchen
näherte sich ihm. „Kenne ich Sie nicht?“
fragte sie. „Wie heißen Sie?“
Er lochte ihre Fahrkarte. „Rinaldo
Konfetti,“ antwortete er.

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