Aufgabe:
Inwiefern bietet die Beschreibung des Treppenhauses und der Wohnung Hannas Hinweise oder Symbole für ihr Leben, ihre Schuld etc.? Arbeitsgrundlage: Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser„
Im 3. Kapitel (1. Teil) erfolgt eine relativ detaillierte Beschreibung der Wohnsituation Hannas, welche auch Rückschlüsse auf die Figur Hanna zulässt, wie im Folgenden deutlich wird.
Allein schon der Kontrast zwischen dem Äußeren des Hauses und seinem Inneren, der gleich zu Beginn deutlich gemacht wird, prägt die Eindrücke Michaels von Hannas Wohnung nachhaltig. „Was das Treppenhaus ursprünglich an bescheidener, der Prächtigkeit der Fassade nicht vergleichbarer Schönheit besessen haben mochte, war längst vergangen.“ (vgl. S. 12), heißt es dort. Dies macht zum Einen deutlich, dass der erste Eindruck (Michaels) nicht immer der richtige sein muss, zum Anderen erkennt man an diesem Kontrast auch Hannas Wesen wieder: Hanna, die einerseits durch ihre äußerliche Erscheinung, ihre Figur bei Michael einen überaus positiven Eindruck vermittelt (vgl. S. 14), hat – wie das Innere des Wohnhauses – markante charakterliche „Fehler“ in ihrem Inneren. Gemeint sind hiermit einerseits ihre dominanten, nahezu unterdrückenden, Verhaltensweisen gegenüber Michael, andererseits aber auch ihre Verbrechen als Lageraufseherin zu NS-Zeiten. Michaels Impressionen von Hannas Wohnung bzw. dem Treppenhaus werden nicht nur mit den Augen wahrgenommen. Besonders auffällig sind für ihn Gerüche („…es roch nach Putzmitteln […] gemischt mit dem Geruch nach Kohl oder Bohnen […] nach kochender Wäsche […] wenn es im Klo stank, stank es auch im Gang.“; vgl. S. 12 f.), die ihm allesamt negativ erscheinen. In Bezug auf die Sauberkeit will Michael sich allerdings nicht festlegen; seiner Auffassung nach ist es dort „immer gleich schäbig und gleich sauber“ gewesen.
Wenn man Michaels Eindrücke von Hannas Wohnung betrachtet, empfindet man diese als sehr klein und eng. Auch Geräusche („im Hof das Kreischen der Säge“, vgl. S. 13) sind darin Wahrnehmungen Michaels. Die Enge der Wohnung lässt möglicherweise auch Assoziationen mit den Baracken der KZ-Häftlinge zu („Ich durchmaß eine Baracke, errechnete aus dem Prospekt die Belegung und stellte mir die Enge vor.“, vgl. S. 149).
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