„Der Vorleser“ (Bernhard Schlink): Gründe für die Beziehung Hanna/Michael

Aufgabe:
Aus welchen Gründen gehen Hanna und Michael jeweils die Beziehung ein? Belegen Sie Ihre Vermutungen, soweit möglich, mit Zitaten. Arbeitsgrundlage: Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser

Vorab ist zu sagen, dass die Gründe für die Beziehung zwischen Hanna und Michael letztendlich nicht vollständig erschlossen werden können, da sich gerade hierin die Absicht des Autor verbirgt, gewisse Dinge im Roman offen zu lassen, damit sich der Leser sein eigenes Urteil bilden kann.

Von Michaels Seite aus beginnt die Beziehung zu Hanna mit einer für ihn neuartigen sexuellen Erfahrung, welche auch im weiteren Verlauf der Beziehung ein für ihn wichtiges Element darstellt. Aus Angst, Hanna könne ihrer Beziehung ein Ende setzen, nimmt er mehrfach die Schuld für etwas, was er nicht getan hat, auf sich und ordnet sich ihr unter („Ich habe Fehler zugegeben, die ich nicht begangen hatte“; vgl. S. 50). Michael versucht dem Leser, zumindest im 1. Teil, glaubhaft zu machen, dass er Hanna liebt. Gleichzeitig fällt ihm aber auf, dass die Beziehung im Grunde keine auf gegenseitiger Liebe beruhende war („Wir hatten keine gemeinsame Lebenswelt“; vgl. S.75), da sich Hanna ihm gegenüber zum einen sehr herrisch verhält und er für sie letztendlich nur ihr Vorleser und Bettgefährte bleibt. Zudem zeigt sich Hanna auch nicht sehr kommunikativ und geht selten auf Fragen Michaels ein („Was du alles wissen willst, Jungchen“; vgl.; S. 75).

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Hannas Gründe, eine Beziehung mit Michael einzugehen, meiner Meinung nach darin liegen, dass er ihr primär als Vorleser galt und statt die Liebe zu ihm suchen, ihr das sexuelle Verhältnisse genügte. Michael glaubte zwar, Hanna zu lieben, letztendlich war die Beziehung für ihn aber auch nicht mehr als eine auf einem sexuellen Verhältnis beruhende, von der er mit der Zeit mehr und mehr abhängig wurde. Ein Beweis hierfür ist auch, dass er nach Hannas Flucht nur körperliche Entzugserscheinungen hat, er sich aber nicht emotional berührt zeigt („Mein Körper sehnte sich nach Hanna“; vgl. S. 80).

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