Maigret et la vieille dame: Übersetzung S. 9-11

Textgrundlage:
„Maigret et la vieille dame“ von Georges Simenon

Mit den Händen in den Taschen und der Pfeife zwischen den Zähnen ging Maigret langsam die staubige Straße entlang, die er nun schon kannte, und eine ganz dumme Nebensächlichkeit fiel ihm auf, die aber vielleicht wichtig war (Wichtigkeit hatte). Wie weit war La Bicoque vom Zentrum Étretats entfernt (welche Entfernung war zwischen…)? Ungefähr einen Kilometer. Valentine hat kein Telefon, sie hat kein Auto mehr und sie fährt sicherlich nicht Fahrrad.
Für die alte Dame ist es also ein langer Weg und sie verbringt sicher ganze Tage [zuhause], ohne jemanden zu sehen. Ihre nächste Nachbarin ist Mlle Seuret, die mehr als 90 Jahre alt ist und die ihren Sessel gewiss nicht mehr verlässt. Er dachte auch an Charles, an seinen Bruder Théo und nahm sich vor, die Trochus zu besuchen. Werden sie ihm ein Glas Apfelwein anbieten?
Valentine selbst öffnet ihm die Tür.
– Ich hatte heute Besuch, kündigte sie ganz lebhaft an. Charles hat mich besucht. Er ist zur Zeit reich. Nehmen Sie ein kleines Glas Calvados?
Sie bedient ihn und Maigret macht es sich in einem Sessel bequem (richtet sich in… ein). Er fühlt sich gut.
– Stimmt es, dass Rose nicht mehr zu ihren Eltern ging?
– Sie ging selten dorthin, weil sie sich nicht mit ihnen verstand. Sie fand sie ungebildet und nicht raffiniert genug für sich.
– Hatte sie keine Freundinnen?
– Aus demselben Grund. Und aus demselben Grund ging sie nicht mit den Jungen vom Land weg/aus. Aber ich vergaß den Doktor. Rose hat in meiner Bibliothek ein medizinisches Buch gefunden, das sie oft las; dann hatte sie Krebs oder irgendeine seltene Krankheit (an sich) entdeckt und sie rannte zu ihm. Jolly hörte ihr immer geduldig zu, ohne ihr jemals zu widersprechen.
– Verbrachte sie ihre Abende mit Ihnen?
– Nach dem Abwaschen ging (stieg, kletterte) sie in ihr Zimmer und legte sich noch/komplett (ganz) angezogen auf ihr Bett; sie las oder rauchte Zigaretten.
– Haben Sie Théo nicht mehr wiedergesehen?
– Nein. Warum glauben Sie, dass er mich besucht haben sollte?
– Ich weiß nicht. Er kannte Rose gut. Er ist ein paar Mal mit ihr ausgegangen.
– Théo? Das ist sehr lustig! Wenn nicht ausgerechnet Sie mir das bestätigen würden… Théo ist die anspruchvollste (snobistischste) Person der Erde. Hören Sie! Es ist schade, dass ihre Eltern ihre paar Habseligkeiten mitgenommen haben, sonst hätte ich Ihnen ihre Kleider gezeigt. Stellen Sie sich die extravagantesten Farben vor, solche, die nicht zueinander passen… Théo und sie, du lieber Gott! Man hätte alles gesehen. Ich hoffe wenigstens, das er nicht in mein Haus gekommen ist wie der Liebhaber meiner Tochter, durchs Fenster?

Kapitel V
Als er von Valentine weggeht, (Valentine verlassend) trifft er Castaing.
– Ich habe den Doktor besucht (gesehen), Chef. Rose hatte keine Krankheit. Aber sie besuchte den Arzt von Zeit zu Zeit, zu ihrem Vergnügen, er gab ihr harmlose Medikamente.
– Ich werde ihn besuchen. Ich muss ihm (habe ihm) eine Frage (zu) stellen.
***
– Möchten Sie etwas trinken (nehmen Sie gerne ein Glas), Kommissar?
– Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen, Doktor. War Rose schwanger?
– Auf die Frage wäre ich zuletzt gekommen (das wäre die letzte Frage gewesen, die ich mich gefragt hätte)! Es ist nicht lange her, als sie hierher gekommen ist und ich kann Ihnen versichern, dass sie es nicht war.
– Sie wissen, Rose war ein merkwürdiges Mädchen. Sie war insgesamt vielleicht drei Jahre in der Schule. Sie hat dann bei Valentine gearbeitet und sie hat angefangen zu lesen… Wissen Sie, was sie mich bei einem ihrer Besuche gefragt hat? Was ich über die Theorien von Freud denke. Sie war auch um ihre Gesundheit besorgt und entdeckte immer unglaubliche Krankheiten. Ich tat so, als würde ich sie ernstnehmen. Ich ließ sie erzählen und ich gab ihr Medikamente, die bei ihr soviel machten wie Wasser.
– Keines der Medikamente, welche Sie ihr gaben, enthielt Arsen?
– Keines, das versichere ich Ihnen.
– Ich danke Ihnen.
Castaing erwartete ihn draußen.
– Was machen wir jetzt?
– Ich werde ein Taxi nehmen und nach Yport fahren. Sie werden Théo überwachen. Wenn er die Stadt mit dem Wagen verlässt, folgen Sie ihm mit Ihrem Auto. Und in diesem Fall versuchen Sie, mir eine Nachricht zu hinterlassen.
– Als Maigret bei den Trochus ankommt, sitzt die Familie am Tisch. Henri öffnet ihm die Tür. Er schaut ihn still an, ohne ihn hereinzubitten.
– Kann ich Ihren Vater sprechen?
– Lass ihn herein, Henri.
– Ich bin der Kommissar Maigret und ich versuche aufzudecken, wer Ihre Tochter getötet hat. Ich bedaure Sie zu stören; ich dachte nicht, Sie am Tisch zu finden.
– Wie spät ist man bei Ihnen die Suppe? Sicher später als bei den Leuten, die (nicht) um halb fünf früh aufstehen.
– Sie haben die Habseligkeiten Ihrer Tochter mit zurückgenommen? Ich wüsste gerne, was es genau war.
– Wir haben sie schon aufgeteilt, antwortet die Mutter. Jeanne, die in Havre arbeitet, hat die Kleider und die Wäsche mitgenommen.
– Und ich habe die Schuhe, verkündet ein ungefähr vierzehnjähriges Mädchen/eine v.j. Tochter.
– Es sind nicht die Kleidungsstücke, die mich interessieren, sondern die kleinen Dinge, die Briefe…
– Ich habe nur ihr Tagebuch gefunden, sagt Henri. Und er holt es.
Maigret blättert es durch, aber findet nichts besonderes im Monat September auch nicht am Ende des vorherigen Monats.
– Haben Sie keine anderen Papiere/Schriftstücke gefunden?
– Glauben Sie wirklich, dass Sie hierher kommen müssen, um solche Fragen zu stellen? fragt daraufhin die Mutter. Warum lassen Sie uns nicht in Ruhe? Weil wir arme Leute sind?
– Ich kann Ihnen bestätigen, Madame, dass ich auf die gleiche Art und Weise die Reichen und die Armen befrage.
– Die, die große Damen spielen und eigentlich weniger sind als wir? Falls Sie es nicht wussten, ihr Vater war ein Säufer und ihre Mutter nicht weniger. Ich war nie damit einverstanden, dass meine Tochter bei einer derartigen Frau arbeitet. Sie ist böse und sie hat meine Rose immer gehasst.
– Warum ist Ihre Tochter bei ihr geblieben?
– Ich weiß nicht, denn sie liebte sie auch nicht. Sie erzählte nie von ihr. Zum Schluss hat sie uns eigentlich (sozusagen von) nichts mehr erzählt. Wir waren nicht mehr gut genug für sie, verstehen Sie? Diese Frau hat ihr beigebracht, ihre Eltern zu verachten und das werde ich ihr nie verzeihen. Jedenfalls muss man hier nicht suchen.
– Hören Sie, wir sind keine Zauberer bei der Polizei. Ihre Tochter wurde vergiftet und wahrscheinlich weiß ich von wem (durch wen), wenn ich herausfinde, warum. Ich wollte ihre Sachen untersuchen; es könnten auch Briefe darunter sein, Adressen oder noch Dinge, die sie geschenkt bekam.
– Zeig ihm den Ring, sagt die Mutter zu ihrem Mann. Es war ein Ring alten Stiles.
– Gestern bin ich nach Fécamp gefahren, sagt Trochu, und ich bin zu einem Juwelier gegangen. Er hat mir gesagt, dass das ein Smaragd ist und dass er soviel wert ist wie ein Boot…
– Ist es deswegen? fragt Maigret Henri. Henri nickte ihm zu.
– Ich denke, dass es besser ist, dass Sie es wissen, sagt Maigret zu seinen Eltern. Ich habe Ihren Sohn in Begleitung von Théo Besson getroffen. Das überraschte mich, aber jetzt verstehe ich. Théo ist nämlich zwei- oder dreimal mit Rose ausgegangen.
– Stimmt das? fragte die Mutter Henri.
– Es stimmt. Ich habe ihm den Ring gezeigt und ich habe ihn gefragt, ob er es war, der ihn meiner Schwester gegeben hat. Er hat mir geschworen, dass er ihr nie ein Geschenk gemacht hat und er fügte hinzu, dass er nicht reich sei und selbst, wenn er sein Auto verkaufen würde, könnte er so einen Ring wie diesen nicht kaufen.
– Weiß er, woher sie ihn haben könnte?
– Nein.
– Überlassen Sie mir diesen Ring für ein oder zwei Tage.
– Glauben Sie mir, sagt die Mutter, während sie ihn zur Tür zurückbringt, man wollte bestimmt Rose umbringen.

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