Interpretation: „Das Asyl“ (Esther Körfgen)

Die Kurzgeschichte „Das Asyl“ von Esther Körfgen handelt von einer Frau, die aus ihrem Heimatland geflohen ist und nun Zuflucht in Deutschland sucht.

Im Inhaltlichen wird beschrieben, dass die Dame Hagardir sich auf eine deutsche Wohnung freut (Z. 1 ff.), da sie bislang nur ein Zimmer in einem Asylantenwohnheim bewohnt hat.

Nun klopft es an der Türe und der Heimleiter übergibt der Dame einen Brief von Frau Meyer. In diesem Brief steht, dass Frau Meyer sie zu sich nach Hause einlädt (Z. 7-18).

Daraufhin macht sie sich auf den Weg.

Als sie dann vor dem Fahrscheinautomaten steht, weiß sie nicht genau, welchen Tarif sie wählen soll und bittet den nebenstehenden Mann um Hilfe. Doch dieser gibt Auskunft, indem er irgendetwas vor sich hin murmelt.

Die Frau ist verwirrt und möchte den Herrn zum zweiten Male um Hilfe bitten, doch er war wahrscheinlich schon weiter gegangen (Z. 26-53). Die Hauptfigur ist nun unsicher und bemerkt, dass sie kein passendes Kleingeld bei sich trägt und beschließt zum Bahnsteig zu gehen, um dort Ausschau nach einem Schaffner zu halten (Z. 54 ff.).

Doch ohne Erfolg, denn als sie vor dem Zug steht, bemerkt sie, dass die Türen von alleine schließen. Nun fährt der Zug ohne sie ab und die Hallen, die vorher so stark von Menschen durchquert wurden, sind nun menschenleer.

Frau Hagardir geht zurück in die U-Bahn-Halle, um dort jemanden zu finden, der ihr helfen könnte.

Plötzlich nimmt sie den Geruch von frischen Backwaren wahr und geht zu diesem Stand.

Dort bittet sie die Verkäuferin, ihr Geld zu wechseln, doch die verweigert dies in demütigender Weise (Z. 78 ff.).

Daraufhin kehrt die Dame mit starkem Heimweh zurück nach Hause in ihr Zimmer.

In Körfgens „Das Asyl“ erkennt man die wesentlichen Merkmale einer Kurzgeschichte. Die Handlung setzt unmittelbar ein und der bewusst offen gelassene Schluss trägt dazu bei, dass man keine weiteren Informationen über das anschließende Geschehen erfährt. Auch hier schildert die Autorin ein alltägliches Geschehen und die Hauptfigur steht stellvertretend für viele Menschen in derselben Situation.

Die Atmosphäre ist geprägt von der Ratlosigkeit, die Frau Hagardir auf dem Bahnhof ausstrahlt. Zu ihrer Person ist nämlich zu sagen, dass sie eine zurückhaltende Frau ist, die die deutsche Sprache nur grob beherrscht, da sie den Brief von Frau Meyer mit Hilfe des Lexikons übersetzten muss (vgl. Z. 15 ff.). Die Menschen auf dem Bahnhof und die Verkäuferin tragen dazu bei, dass sie sich gedemütigt und abgewiesen fühlt.

Ihre Gefühle werden durch den Erzähler in der Form des inneren Monologs wiedergegeben. Dies geschieht in Z. 58 ff.: „Schließlich wagte sie sich dennoch auf den Bahnsteig hinunter – vielleicht würde ihr jemand in der Bahn helfen können?“

In dem restlichen erzählenden Bereich bleibt der Erzähler im Hintergrund und schildert das Geschehen von außen. Außerdem ist zu sagen, dass in dieser Kurzgeschichte nur wenig gesprochen wird. Daraus ist zu schließen, dass Frau Hagardir kein selbstbewusstes Auftreten gegenüber anderen zeigt.

Zu dem Sprachstil ist zu sagen, dass die Autorin sich an die Merkmale einer Kurzgeschichte gehalten hat. Schließlich verwendet sie eine vom Alltag geprägte Sprache, um uns das Geschehen der Geschichte nahe zulegen. Auch die Sätze sind bewusst einfach konstruiert, da sie uns den Inhalt der Kurzgeschichte verständlich machen möchte. Die wörtliche Rede weist zusätzlich absichtlich grammatikalische Satzbaufehler auf, da diese uns mitteilen sollen, in welchem gebrochenem Deutsch Frau Hagardir spricht.

Der Wendepunkt dieser Geschichte ist, als Frau Hagardir vor dem Zug steht und er ohne sie wegfährt. Sie steht alleine an den Gleisen und der Wind fegt ihr durchs Haar. Diese Textstelle ist so zu interpretieren, dass diese Atmosphäre ihr schon einmal begegnet ist und zwar, als sie ihr Land alleine verlassen musste.

Esther Körfgen möchte uns mit ihrer Kurzgeschichte mitteilen, dass man einen Urlauber oder, wie in diesem Fall, einen Asylbewohner nicht kritisch betrachten soll, sondern dem Urlauber entgegenkommen soll. Denn wenn wir einmal ein anderes Land besuchen, sind wir genauso wie Frau Hagardir auf die Hilfe anderer angewiesen und möchten nicht so abgewiesen werden. Da jeder Mensch eine Würde besitzt, ist dies eine deprimierende und demütigende Situation.

Ich persönlich finde, dass Esther Körfgen die Kurzgeschichte gut gelungen ist, weil sie sehr verständlich ist und jeder einmal in diese Situation geraten kann.

Außerdem, so finde ich, sind viele Deutsche mit Vorurteilen gegenüber Ausländern oder Asylbewerbern geprägt und sollten die Sache manchmal anders sehen und mehr Hilfsbereitschaft zeigen.

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Ein Kommentar

  1. Hallo,

    ich heiße Jan Giese Rodriguez und muss meine Mündliche-Prüfung zu der Kurzgeschichte, das Asyl aus dem Jahr 1968 von Esther Körfgen absolvieren.
    Ich habe nun viel Zeit darin investiert im Internet nach Information zum Autor zu recharchieren. Deshalb wollte ich einfach Mal hier nachzufaragen, ob ich bei ihnen gegebenenfallst Information finden kann.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jan

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