„Der Vorleser“ (Bernhard Schlink): Geschlechterrollenverhältnis in den 50er Jahren

Aufgabe:
Beschreiben Sie das Geschlechterrollenverhältnis in der Gesellschaft der 50er Jahre. Arbeitsgrundlage: Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser

Das Deutschland der 50er Jahre hatte die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg herrschenden Probleme (Arbeitslosigkeit, Nahrungsmittelknappheit, etc.) nach der Währungsreform (1948) einigermaßen überwunden. Die Bevölkerung sehnte sich allerdings nach einem schöneren (Privat-) Leben. Ganz oben stand zwar der Wunsch nach einer gesunden und intakten Familie, jedoch nahm die Frau in ihr wieder die Rolle ein, die ihr schon während der Nazizeit auferlegt worden war. Obwohl sie in den ersten Jahren der Nachkriegszeit traditionellen „männlichen Arbeiten“ nachging bzw. nachgehen musste, war es in den 50er Jahren ihre Aufgabe, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Gleichzeitig galt sie, so sah es die damalige Gesellschaft, als „schwach und hilfsbedürftig“. Demgegenüber stand das Leitbild des „starken Mannes“, der seiner Frau und seiner Familie ein geordnetes (Familien-) Leben ermöglichte. Selbständigkeit wurde zur damaligen Zeit Frauen also nicht zugesprochen – im Gegenteil: über alle erdenklichen Medien wurde dieses „Abhängigkeits- und Unterwürfigkeitsbild“ der Frau propagiert (Heimatfilme, Schlager, Trivialromane).

Auch in Bezug auf die Sexualität war die Gesellschaft der 50er Jahre strengen Moralvorstellungen unterworfen. Während der Mann durchaus sexuelle Erfahrungen vor seiner Ehe gemacht haben durfte, sie teilweise sogar von ihm erwartet wurden, war ein solches Verhalten bei Frauen nicht gern gesehen.

Entsprechend dem Gesellschaftsideal von der Verteilung der Geschlechterrollen verhielt sich auch die Frau im Deutschland der 50er Jahre. Dies äußerte sich schon in der Wahl der Kleidung, die ebenfalls gewissen moralischen Vorstellungen gerecht werden musste. Einem möglichen Verehrer sollte sie sich, so wurde es von der Gesellschaft verlangt, zwar liebenswürdig und höflich zeigen, schließlich aber doch zunächst Zurückhaltung an den Tag legen. Zugleich musste sie ihm zeigen, dass sie sich ihm unterordnet (beispielsweise durch aufschauende Blicke) und ihm das gesellschaftlich gewollte „Beschützerideal“ zuspricht.

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