Die Weinbergschnecke

Inhaltsverzeichnis

  1. Die äußeren Körpermerkmale
  2. Lebensweise
    a) Ernährung
    b) Fortpflanzung
    c) Fortbewegung
    d) Soziale Organisation
    e) Feinde
    f) Ausschnitt der Nahrungskette
  3. Lebensraum
  4. Das Verhältnis zum Menschen
  5. Stammbaum
  6. Quellenverzeichnis

1.) Die äußeren Körpermerkmale

Das Gehäuse der Weinbergschnecke (lat.: Helix pomatia) ist durchschnittlich 40 mm breit, 35 mm hoch und hat eine schmutzig strohgelbe Oberfläche, die oft mit braunen Streifen durchzogen ist. Auf dem Rücken ist sie meist graubräunlich mit feinen, runzligen Längsmaschen bedeckt.

Im Gehäuse der Weinbergschnecke befinden sich einige Organe, der Rückziehmuskel und der Eileiter. Der Rückziehmuskel dient der Weinbergschnecke dazu, dass sie sich blitzschnell zum Schutz vor Feinden in ihr Gehäuse zurückziehen kann. Ab der offenen Seite des Gehäuses befinden sich, immer weiter ins Gehäuse hineingehend, Lunge, Niere und Herz. Die Nierenöffnung ragt bis zur Gehäuseöffnung und verläuft neben dem Darm, der durch das gesamte Gehäuse schlangenlinienförmig bis zur Mittelarmdrüse geht. Die Aorta führt ebenfalls zur Mittelarmdrüse, jedoch geht sie vom Herz aus und verläuft bogenförmig.

Das Nervenzentrum der Weinbergschnecke liegt im vorderen Teil des Schneckenkörpers, es umfasst den Magen, der in die Speicheldrüse hineinragt. Unter dem Nervenzentrum liegt eine Schleimdrüse, mit der die Schnecke Schleim produziert um sich fortbewegen zu können. Weiter vorne hat die Schnecke ihre Oberlippe; darüber die Taster, mit denen sie den Untergrund abtasten kann. In der Öffnung bei der Oberlippe befindet sich die Radula, das Esswerkzeug der Weinbergschnecke. Mit ihr zerraspelt sie ihre Nahrung. An zwei langen Fühlern befinden sich die Augen. Diese Fühler kann die Schnecke auch einziehen, wenn die Gefahr besteht, dass sie verletzt werden können. Die Kriechsohlen -auch „Fuß“ genannt- liegen an der Unterseite des hinteren Schneckenkörpers; mit ihnen bewegt sich die Schnecke fort (s. 2b) Fortbewegung). Unmittelbar hinter dem Auge befindet sich die Geschlechtsöffnung.

2a) Ernährung

Die Weinbergschnecke ernährt sich ausschließlich von Pflanzen, z.B. Salat, Sauerklee, Löwenzahn, Brennessel, Pilze und Möhrenscheiben. Sie besitzt im Vorderdarm eine sogenannte Radula („Raspelzunge“), die mit bis zu 75.000 in Querreihen angeordneten, gleichartigen Zähnen bestückt ist. Mit der Radula raspelt die Weinbergschnecke nach dem Schaufelbagger-Prinzip Pflanzen ab, da immer nur ein kleiner Teil der Radulafläche über das Nahrungsstück hinweggeschoben wird. Die zerraspelte Nahrung gelangt in den Magen und zwei Mittelarmdrüsen, die in ihn münden, liefern ihm die für die Verdauung notwendigen Enzyme.

2b) Fortpflanzung

Weinbergschnecken sind zwittrig, d.h. wenn sich zwei Weinbergschnecken begegnen, können sie sich paaren. Bei ihnen kommt jedoch keine Selbstbefruchtung vor.

Weinbergschnecken paaren sich im Frühsommer (Mai/Juni). Dazu pressen sie ihre Kriechsohlen („Fuß“) aneinander und ihre Körper pendeln hin und her. Dabei bewegen sich die Fühler der Schnecken lebhaft und einer der beiden Partner schießt dem anderen einen „Liebespfeil“ in die Haut. Die Geschlechtsöffnung liegt bei der Weinbergschnecke direkt hinter den Fühlern. Die abgegebenen Samen speichert jede Schnecke in ihrer sogenannten „Samentasche“ (lat.: Receptaculum seminis) wo sie nach und nach die reifen Eier befruchten.

Ca. 4-6 Wochen nach der Paarung legt die Weinbergschnecke ihre 40-60 Eier, die jetzt etwa erbsengroß sind, in eine vorher von ihr mit dem „Fuß“ gegrabene Erdhöhle. Nach einigen Wochen sprengen die jungen Tiere die durchsichtige, pergamentartige Eihülle. Diese jungen Schnecken haben sogar schon eine Schale, die bereits zwei Windungen hat.

2c) Fortbewegung

Der „Fuß“ der Weinbergschnecke ist als muskulöse Kriechsohle ausgebildet. Bei der Fortbewegung wandern über die Kriechsohle querliegende Kontraktionswellen hinweg. Zunächst produziert die Schnecke mit Hilfe ihrer am Vorderende liegenden Schleimdrüsen einen Schleimfilm, auf dem die Schnecke dann dahingleiten kann. Hierzu üben die Sohlen-Wellenabschnitte einen von vorn nach hinten gerichteten Druck gegen die Kriechfläche aus.

Die Weinbergschnecke erreicht mit dieser Fortbewegungsmethode immerhin eine Geschwindigkeit von 7 cm/min.

2d) Soziale Organisation

Die Weinbergschnecke lebt weder in einer Herde, noch im Rudel; sie ist ein Einzeltier. Da sie zwittrig ist, verbringt sie nur ihre Zeit mit ihren Artgenossen, wenn diese sich gegenseitig paaren wollen (s. 2b) Fortpflanzung). Sie legt ihre Eier dann ab und verlässt diesen Ort wieder; sie zieht die jungen Schnecken also nicht auf.

2e) Feinde

Die Feinde der Weinbergschnecke sind Vögel, Igel und vor allem der Mensch.

2f) Ausschnitt der Nahrungskette

 

Weinbergschnecke Nahrungskette
Weinbergschnecke Nahrungskette

3.) Lebensraum

Die Weinbergschnecke zieht es vor, auf feuchten Wiesen, an Grabenrändern, im Uferbereich stehender Gewässer, an Hecken und in Gärten zu leben. Jedoch ist sie dort nur anzutreffen, wenn der Boden dort kalkhaltig ist. Dies ist meist der Fall in unseren Weinbaugebieten (daher der Name Weinbergschnecke).

Nicht nur die Weinbergschnecke, sondern auch Schnecken allgemein sieht man nicht zu jeder Tageszeit und nicht bei jeder Wetterlage umherkriechen. Sie meidet vor allem sonnige Stellen und bei trockener Witterung verkriecht sie sich in schattigen Schlupfwinkeln.

4.) Das Verhältnis zum Menschen

Die Weinbergschnecke gilt bei den Menschen als Delikatesse; sie wird von ihnen gejagt, ja sogar eigens für den Feinschmecker gezüchtet. In Deutschland sind Weinbergschnecken mittlerweile eine geschützte Art, freilebende Exemplare dürfen daher nicht gesammelt und für den Verzehr zubereitet werden. Zuchtschnecken hingegen dürfen verarbeitet werden, benötigen aber wie die freilebenden Exemplare eine gründliche Vorbereitung. Damit der Schneckendarm vollständig geleert wird, müssen die Schnecken über Nacht in Wasser eingeweicht werden. Nach der EU-Schlachtverordnung (Stand 2013) müssen sie zuvor jedoch in siedendem Wasser bzw. 100 Grad Celsius heißem Wasserdampf getötet werden. Anschließend können Schnecken z.B. im Kräutersud im Topf, Backofen oder in der Pfanne gegart werden. Es gelten dabei Kochzeiten von ungefährt 15 Minuten. Gut passt als Gewürzgemüse Knoblauch.

5.) Stammbaum

Die Weinbergschnecke gehört zum Stamm der Landlungenschnecken, ferner zu den Schnecken und den Weichtieren (Mollusken).

Der Stamm der Weichtiere gliedert sich in zwei unterschiedliche Gruppen: die Muscheln und die Schnecken. Letztere werden in ihrem Stammbaum (s. Abb.) in zwei wesentliche und zahlreiche andere Gruppen unterteilt.

Zu den Diotocardia, den Schnecken mit 2 Herzvorkammern, gehören die Altschnecken (Archaeogastropoda). Alle übrigen Schneckenarten besitzen nur eine Herzvorkammer (Monotocardia). Diese gliedern sich in zwei Hauptgruppen, die Mittelschnecken (Mesogastropoda) und die Neuschnecken (Neogastropoda). Wie den Mittelschnecken, so gehören auch den Neuschnecken wiederum drei Schneckenarten an; die Vorderkiemer (Prosobranchia), die Hinterkiemer (Opisthobranchia) und die Lungenschnecken (Pulmonato), zu denen auch die Weinbergschnecke gehört.

Stammbaum Weinbergschnecke

Stammbaum Weinbergschnecke

6.) Quellenverzeichnis

Kruseblume. Das Leben 2. Ernst-Klett-Verlag 1985
Lange, Strauß, Dobers. Biologie 2. Schroedel Verlag 1969
Strauß, Dobers, Küppenberg. Biologie heute 2. Schroedel Verlag 1994
Unbekannter Verfasser. Das moderne Lexikon Bd. 16. Bertelsmann Verlagsgesellschaft mbH 1972
Unbekannter Verfasser. Das moderne Lexikon Bd. 19. Bertelsmann Verlagsgesellschaft mbH 1973
Grzimek. Weichtiere. Kindler Verlag 1976

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