„Der Besuch der alten Dame“ (Dürrenmatt): Handlungsverlauf Bahnhofszene

Friedrich Dürrenmatt: „Der Besuch der alten Dame“ – Handlungsverlauf der Bahnhofszene (Fluchtversuch)

2. Akt, letzter Auftritt: gescheiterter Fluchtversuch

Ill kommt mit einem Koffer zum Bahnhof und will aus Güllen flüchten. Auf dem Weg dahin begegnet er dem Bürgermeister, der ihn grüßt und begleiten will. Dann begleiten ihn plötzlich alle Güllener bis zum Bahnhof und stellen sich dicht um Ill, so dass dieser nicht weitergehen kann. Die Güllener raten Ill, in Güllen zu bleiben, da es dort am sichersten für ihn sei. Ill weist die Bürger auf ihren wachsenden Konsum, den er als Reichtum bezeichnet, hin. Diese gehen jedoch nicht darauf ein und stellen den Bau neuer Häuser und die Werbeplakate als normal dar. Als der Zug kommt, rufen ihm die Güllener zu, er solle doch endlich in den Zug einsteigen, keiner würde ihn daran hindern. Da die Leute jedoch immer noch dicht aneinander um Ill herum stehen, kann dieser gar nicht einsteigen. Das sagt er den Güllenern auch eindringlich und ruft, dass einer ihn beim Einsteigen zurückhalten würde. Die Güllener tun jedoch so, als ob Ill ungehindert in den Zug steigen könnte und rufen ständig, dass er sich jetzt beeilen müsse, da er den Zug sonst verpassen würde. Der Zug fährt schließlich ohne Ill ab und die Güllener verlassen daraufhin den Bahnhof. Ill bleibt zusammengesunken zurück und ruft „Ich bin verloren!“.

Der Fluchtversuch scheitert, weil die Güllener Ill gar nicht die Möglichkeit gaben, in den Zug zu steigen, indem sie ihn eingekreist haben. Ill hatte außerdem zu große Angst, um sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen, da er befürchtete, jemand würde ihn zurückhalten.

Das Verhältnis von Wort und Tat ist folgendermaßen einzuschätzen:
Die Dialoge der Güllener stehen im direkten Gegensatz zu ihren Handlungen. Sie sprechen zum Schluss die ganze Zeit davon, dass Ill doch einsteigen könne und sie ihn nicht hindern würden. Gleichzeitig jedoch bilden sie einen Kreis um ihn, stellen sich also regungslos um ihn, so dass Ill nicht in den Zug steigen kann. Bei Ill ist das Verhältnis von Wort und Tat anders. Er spricht genau das aus, was er nicht tun kann (nämlich in den Zug einsteigen).

Zusätzliche Notizen und Ideen:

  • Bahnhof (vgl. Akt I, 1. Auftritt: Einheit Güllens; jetzt: Das Kollektiv wendet sich von Ill ab.)
  • Gründe des Scheiterns:
    • Ill hat nicht den Mut, in den Zug einzusteigen; glaubt, dass er von den Güllenern zurückgehalten wird
    • Güllener machen Ill seine aussichtslose Lage bewusst (Australien, Post); Güllener stehen als lebendige Mauer um Ill
  • offen bleibt, wie sich die Güllener verhalten hätten, wenn Ill versuchen würde, in den Zug zu steigen
Sprache Tat
– Wiederholung, dass Ill gehen kann – wird als Bedrohung empfunden
– Güllener behaupten, Platz zu machen und wünschen ihm eine gute Reise – Güllener gehen nicht zur Seite

Abweichung von:
Sprache ←→ Handlung
Sprache ←→ Gedanken

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5 Kommentare

    1. Ill will vor dem Tod fliehen. Er will eigentlich noch nicht sterben. Er sieht keinen Weg mehr aus und will so nach Australien auswandern. Die Post schickt seine Briefe nicht ab und so wollte er verschwinden, doch die Güllener ließen ihn nicht. Aber als er sagt dass er verloren ist weiß er dass es keinen Ausweg mehr gibt und er in seinem kleinen Städchen bleiben muss und auf deinen Tod warten muss.

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