Analyse: „Das Brot“ (Wolfgang Borchert)

In der Kurzgeschichte „Das Brot“ von Wolfgang Borchert überrascht eine Frau ihren Mann, wie er sich nachts heimlich eine Scheibe Brot abschneidet. Daraufhin versucht sich der Mann ungeschickt herauszureden. Die Geschichte wurde 1946, kurz nach dem 2. Weltkrieg geschrieben. Zu dieser Zeit war Brot etwas sehr Kostbares. Der Autor möchte die gespaltene Darstellung von verbaler und körperlicher Kommunikation zeigen.

Es gibt zwei Personen in der Geschichte.

Der Mann, dem sein offensichtlicher Fehler peinlich ist, versucht sich aus der Situation herauszureden und von den Tatsachen abzulenken. Dies tut er jedoch nicht überzeugend. Er lässt sich zwar einige Ausreden, wie zum Beispiel, dass er etwas gehört hätte (Z. 32 ff.), einfallen, aber seine Frau bemerkt diese Lüge sofort. Er deutet mit seiner Körpersprache an, dass er sich schämt und nicht die Wahrheit sagt: „Sie sah, wie er sich tief über den Teller beugte. Er sah nicht auf.“ (Z. 73 ff.). Obwohl es ihm peinlich ist, dass ihn seine Frau erwischt hat, isst er trotzdem noch eine Scheibe Brot, als sie wieder im Bett liegen. Er weiß, dass seine Frau den Diebstahl bemerkt hat, spricht aber trotzdem nicht offen mit ihr darüber.

Die Frau, die den Diebstahl bemerkt, verschließt ihre Augen vor den Tatsachen und verzeiht ihrem Mann, ohne mit ihm darüber gesprochen zu haben. Sie tut so, als hätte sie nichts bemerkt, obwohl sie sehr enttäuscht über ihren Mann ist: „Sie sah ihn nicht an, weil sie nicht ertragen konnte, dass er log.“ (Z. 29 ff.). Außerdem kontrolliert sie ihren Mann auch nach der Szene in der Küche. Sie tut so, als würde sie schlafen und hört ihn im Bett kauen. Am nächsten Abend gibt sie ihm eine von ihren Scheiben Brot, damit er sie nicht wieder heimlich isst. Sie tut das, um für ihren Mann zu sorgen und um nicht wieder enttäuscht zu werden.

Die Sprache ist einfach und schlicht sowie in kurzen und knappen Sätzen gehalten. Sie weist keine schmückenden Adjektive auf.

Der Erzähler in der Geschichte ist personal. Er beschreibt die Geschehnisse aus der Sicht der Frau. Er kann auch ihre Gefühle sehen: „In diesem Augenblick tat er ihr leid.“ (Z. 74). Er verhält sich jedoch neutral und lässt das Geschehene unkommentiert. Das Brot im Titel der Kurzgeschichte steht für etwas, was zu dieser Zeit sehr wichtig war. Es war Grundnahrungsmittel und konnte somit über Leben und Tod unterscheiden. Der Mann begeht daher einen sehr schweren Diebstahl.

Die Kurzgeschichte stellt ein Kommunikationsproblem zwischen einem Ehepaar dar, das sich schon sehr lange kennt. Die Geschichte ist recht einfach geschrieben und leicht verständlich, wenn man den geschichtlichen Hintergrund beachtet. Das Verhalten der beiden Hauptpersonen finde ich jedoch nicht richtig. Sie hätten offen darüber sprechen sollen, um zukünftigen Konflikten aus dem Weg zu gehen.

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